Leserbriefe zur Diskussion rund um die Kapelle im General-Anzeiger

Im heutigen General-Anzeiger sind zwei Leserbriefe abgedruckt worden. Diese wurden geschrieben als Reaktion auf jüngsten Artikel im General-Anzeiger über das Neubaugebiet “Neue Mitte Vinxel” und speziell der Kapelle.

“Die Berichterstattung zum Umgang der Stadt Königswinter mit der Kapelle in Vinxel muss weiteren Widerspruch auslösen. Denn der Bürgermeister vertauscht bewusst Ursache und Wirkung. Er will die Öffentlichkeit glauben machen, der Hobshof (Wirkung) müsse abgerissen werden, weil dies Voraussetzung für Untersuchungen der Bodendenkmalpflege (Ursache) auf dem Areal sei.” 

Leserbrief Marcus Lübken im GA vom 15.03.2023

Beide Leserbriefe können hier als PDF herunter geladen werden. Sollten noch andere Leserbriefe geschrieben worden sein, die nicht veröffentlich wurden, stellen wir diese hier auf der Internet-Seite der Kapelle gerne einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung. Bitte um Kontaktaufnahme per Formular.

Vollständiger Leserbrief Marcus Lübken:

Fangen wir heiter an, bevor es ernst wird. Man hat den Eindruck, Königswinters Bürgermeister Lutz Wager und sein Pressesprecher handeln im Umgang mit dem Kapellenverein und der Bürgerschaft nach Pippi Langstrumpfs Motto: „Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt“. Die heutige Berichterstattung zum Umgang der Stadt Königswinter mit der Kapelle in Vinxel muss deshalb weiteren Widerspruch auslösen. Denn der Bürgermeister vertauscht bewusst Ursache und Wirkung. Er will die Öffentlichkeit glauben machen, der Hobshof (Wirkung) müsse abgerissen werden, weil dies Voraussetzung für Untersuchungen der Bodendenkmalpflege (Ursache) auf dem Areal sei. Das ist vorgeschoben. Richtig ist vielmehr dass der Investor trotz gegenteiliger Beteuerung für seine Riesensiedlung „Bebauungsplan 50/18 Neue Mitte Vinxel“ (Ursache) erste Pflöcke einrammen will. Dabei ist der Hobshof im Weg. Also muss er abgerissen (Wirkung) werden. Die Bodendenkmalpflege ist hier nur Mittel zum Zweck. Von Anfang an sollte sie den Abriss begleiten, nicht aber den Abriss initiieren. Der Investor hat die Grundstücke 2018 erworben. Wenn die Bodendenkmalpflege neben der Projektentwicklung der wirkliche Grund gewesen wäre, dann hätte man viel früher den Hof abreissen können. Eleganter Kommunikationstrick des Bürgermeisters, aber durchschaubar. Die Kapelle ist auch im Weg, aber hier verfolgt die Stadt eine andere Strategie. Einfach das geschichtsträchtige Bauwerk jahrelang verkommen lassen und die für den Erhalt der Kapelle von Bürgern gestifteten Grundstücke versilbern. Hätte der Kapellenverein keinen Bürgerantrag gestellt und mutig auf diese Verfehlungen aufmerksam gemacht, wäre die Kapelle vermutlich den Bauarbeiten des Investors Pröpper zum Opfer gefallen. Unter Krokodilstränen wird jetzt gezwungenermaßen schnell ein ohnehin erforderliches Bau- bzw. Beweissicherungsverfahren angestoßen. Aber saniert werden soll die Kapelle erst in fünf Jahren? Das passt nicht zusammen. Und der Bürgerantrag des Kapellenvereins? Erst in der Versenkung verschwunden, nun soll es nach viel öffentlichem Druck ein Prüfergebnis geben. Vermutlich war die „Enteignung“ der Kapellengemeinde völlig in Ordnung. Aber erst einmal sollen bei der „Neuen Mitte“ Nägel mit Köpfen gemacht werden. Übertriebener Flächenfrass ohne Klimaschutz und ein aus Bürgersicht erkennbares städtebauliches Versagen. Vinxel soll sich entwickeln, keine Frage. Aber behutsam und mit Lebensqualität für die nächsten 850 Jahre. Dazu gehört der „Veußeler Dom“, als Symbol einer jahrhundertelangen behutsamen Entwicklung des Ortsteils. Die Stadt täte nun gut daran, sorgfältig und ernsthaft die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger zu beachten, anstatt die Aufmerksamkeit in einen Gutachterstreit zu lenken.

Vollständiger Leserbrief Dr. Susanne Gura:

Der Abriss des Alten Hobshofs war Ende Februar von der Stadtverwaltung angekündigt worden. Für den 8. März standen die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung und ein überarbeiteter Entwurf des sehr umstrittenen Bebauungsplans  zur Beratung im zuständigen Ratsausschuss an. Üblicherweise wird mit einer Abrissankündigung Druck auf politische Entscheidungen erzeugt. Die Archäologen haben wohl kaum um zeitnahen Abriss gebeten, weil sie überlastet sind und Dringenderes zu tun haben. Nur eine Abrissbegleitung ist plausibel. Auch wenn es der Zielerreichung der Stadtverwaltung dient und üblich ist, darf die Wahrheit trotzdem nicht verbogen werden. Die Verantwortungslosigkeit der Stadtverwaltung hinsichtlich der Vinxeler Kapelle kommt hinzu: Seit mehreren Jahrzehnten hätte sie längst saniert werden müssen. Das Denkmalamt ist aber passiv geblieben – obwohl großzügige Mittel für die Erhaltung gestiftet worden sind! Dass nicht nur die Kapellengemeinde empört ist, verwundert doch wohl nicht. Jetzt scheint die Verwaltung auch noch möglichen Schäden durch den Abriss der Nachbargebäude nicht vorbeugen sondern sie nur dokumentieren zu wollen. Falls der Dachstuhl einbricht, müsste der Investor zahlen. Was, wenn der Investor insolvent wird? Die Forderung der Kapellengemeinde nach Sicherung des maroden Dachstuhls bevor der Alte Hobshof abgerissen wird, hat richtiger Weise Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern. Alle, auch die Stadtverwaltung, können froh sein, dass es so viele Engagierte gibt!  Für das Areal um die Kapelle und am Kapellenweg fordern sie eine maßvolle Bebauung. Stattdessen wurde ihnen im vorigen Herbst völlig Überzogenes vorgelegt, um dann zur Sitzung am 8.März die Baumasse etwas zu verringern. Auch wenn das ein übliches Spiel ist, trägt es vor allem zur Verärgerung der Bürger bei. Die Stadtverwaltung muss, falls es zu einem Bebauungsplan kommen sollte, für niedrige Bebauung und viel Abstand besonders neben der Kapelle sorgen, nicht nur für ihre Sicherung und rasche Sanierung. Sie steht gegenüber Vinxel tief in der Schuld.