Baugeschichte und Beschreibung der Kapelle Mariae Heimsuchung Vinxel

Erstmals urkundlich dokumentiert ist der Ort Vinxel 1173. Der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg nimmt das von seinem Vorgänger Arnold II gegründete Stift Schwarzrheindorf in seinen Schutz und erwähnt in seiner Aufzählung der dem Stift geschenkten Güter eine “Rente von 3 Schillingen zu Vunfselden“ – fünf Höfe, von denen sich auch der Ortsname Vinxel ableitet.

Die Höfe waren durch Pacht zudem mit der Zisterzienserabtei Heisterbach, Kloster Seligenthal und Bödigen verbunden. Der Vinxeler Hobshof nimmt dabei eine Sonderstellung ein: Seine Gründung ist nicht dokumentiert, erst ab 1515 existieren Aufzeichnungen über Stiftungen und Pachtverträge. Im Jahr 1643 ging der Hof in den Besitz des Jesuitenordens Köln über. Mit der Auflösung des Ordens 1773 fielen alle Besitztümer, so auch der Hobshof, an das Herzogtum Berg. Herzog Carl Theodor von Pfalz-Neuburg, Herzog von Berg und Kurfürst von Bayern gründete aus der Rendite des Vermögens den Bergischen Schulfonds. Der Hof war seitdem Bestandteil dieses Fonds, wurde verpachtet und erst 2018 an einen Investor verkauft.

Den historischen Ortskern Vinxels bildet bis heute das Ensemble aus Hobshof und Kapelle an der Holtorfer Straße.

Die Kapelle, die der Gottesmutter geweiht ist, wird erstmals 1348 urkundlich erwähnt und diente vermutlich zunächst als Hofkapelle.
Über die ursprünglichen Bauten, die Bränden und den Nachwehen des 30jährigen Krieges zum Opfer fielen, ist wenig Schriftliches bekannt. Archäologische Untersuchungen der Fundamente eventueller Vorgängerbauten haben bisher nicht stattgefunden.

Der heutige Bau stammt, laut einer Inschrift über dem Türsturz, aus dem Jahr 1758.
Im Volksmund wurde die Kapelle ‚Veußeler Dom‘ genannt und war, mit einem in den Kriegswirren bzw. danach verschollenen barocken Schnitzaltaraufsatz, mehreren Figuren, Bänken, liturgischem Gerät, Messgewändern und der sogenannten Vinxeler Madonna reich ausgestattet. Diese holzgeschnitzte Maria lactans-Figur von vor 1500, die wahrscheinlich aus der säkularisierten Abtei Heisterbach nach Vinxel kam, stammt aus einer niederrheinischen Werkstatt. Sie gehört aufgrund ihrer außergewöhnlichen Darstellungsart als Lactatio Bernhardidie im Zusammenhang mit der zisterziensischen Mystik zu verstehen ist, zu den bedeutendsten Kunstschätzen des Siebengebirges. Die Madonna, bis heute im Eigentum der Kapellengemeinde und wird seit 1988 als Dauerleihgabe im Siebengebirgsmuseum Königswinter ausgestellt. In den Jahren 1968/69 und 1989 wurde sie durch Spezialisten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege restauriert und dokumentiert.

Vinxeler Madonna, Foto: Siebengebirgsmuseum der Stadt Königswinter

Durch Zerstörungen und Plünderungen der Kapelle im 2. Weltkrieg ist bis auf die Madonna, einem barocken Messkelch mit Patene, liturgischen Gewändern und einem Vortragekreuz kaum Originalinventar erhalten geblieben.
Kurz nach dem Krieg wurde die Kapelle mit Hilfe von Spenden und Eigeninitiative der Vinxeler Bürger wieder aufgebaut. 1947 erhielt sie die heutigen schichten Buntglasfenster. Am 2.7.1948, 600 Jahre nach Errichtung, konnte die wiederaufgebaute Kapelle neu geweiht werden. Ein Gedenkstein südlich der Kapelle zeugt von diesem Ereignis.

Das Gebäude der Kapelle besteht aus einem eingeschossigen, schlichten Baukörper mit dreiseitiger Apsis samt Dachkreuz, spitzem, hahnbekröntem Dachreiter über dem Eingang im Westen und einem Schiefer-Satteldach. Zwei hochrechteckige, faschengerahmte Fenster erhellen den Innenraum aus südlicher Richtung.

Die Westfassade Kapelle trägt die Widmung „Ave Maria“, was die Bedeutung Mariens für die Bauernhöfe unterstreicht, unter deren Schutz sie sich stellten.

Neben der Kapelle befindet sich ein barockes, schmiedeeisernes Kreuz, welches zum Gedenken an die Toten errichtet wurde.

Bis 1965/69 gehörten Grundstücke im Umfang von insgesamt ca. 1,7 ha zur Kapelle und wurden von der damaligen Gemeinde Stieldorf als Gemeindegliedervermögen verwaltet. Die Grundstücke waren Stiftungen Vinxeler Bürger, die einzig dem Erhalt des Gotteshauses dienen sollten. Dieses Gemeindegliedervermögen fiel durch die Eingemeindung 1965/69 an die Stadt Königswinter. Im Zuge dessen ging vermutlich auch die Kapelle in den Besitz der Stadt über. Die Ländereien der Kapellengemeinde wurden von der Stadt Königswinter zwecks eines Neubaugebietes in Bauland umgewandelt und 1995 veräußert. Die Kapelle hat nie eine gesetzlich vorgeschriebene Entschädigungszahlung dafür erhalten.

Gedenkstein aus Dankbarkeit für den Schutz im 2. Weltkrieg