Maroder Bauzustand der Kapelle und Bürgerantrag
Das Wahrzeichen unseres 850jährigen Dorfes Vinxel, das Baudenkmal im Besitz der Stadt Königswinter mit weitreichender historischer Bedeutung ist in seiner Existenz bedroht: Unser ‚Veußeler Dom‘, die Kapelle Mariä Heimsuchung.
Im Dezember 2022 wurde einen Bürgerantrag für die Sanierung der Kapelle bei der Stadt Königswinter gestellt. Bis heute steht eine konkrete Antwort aus. Der aktuelle Bearbeitungsstatus des Bürgerantrags Nr 1875 ist auf der Web Seite der Stadt Königswinter zu finden.
Am Donnerstag, den 23. Februar 2023 hat die Kapellengemeinde die Pressemitteilung der Stadt erreicht, dass auf dem Hobshofareal, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kapelle, ab März Abbrucharbeiten beginnen werden. Diese wurden angeblich von der Bodendenkmalpflege beauftragt und seien nötig, um die Fläche untersuchen, dokumentieren und mögliche Funde bergen zu können.
Vermutlich möchte vielmehr der Investor mit Zustimmung der Stadt unumkehrbare Fakten schaffen. Die Abbrucharbeiten dienen dabei der Bauvorbereitung, ohne dass die Stadt die Stellungnahmen der Bürger zum Bebauungsplan des Neubaugebietes Hobshof/ Kapellenweg ausgewertet und ihre eigene Einschätzung dazu veröffentlicht hätte. Eine Dringlichkeit der Maßnahme liegt insofern nicht vor. Dies hat im Übrigen auch der LVR-Pressesprecher Jens Schubert im Artikel des General-Anzeigers vom 6.3.23 nochmals öffentlich unterstrichen: „Unsere Außenstelle in Overath steht im Austausch mit dem Bauträger und wird die Maßnahmen begleiten, da unter dem aktuellen Baubestand mit archäologischen Befunden zu rechnen ist.“
Je nach Stärke der Baumaßnahmen am Hobshof-Gelände ist aber möglicherweise die Existenz der Kapelle bedroht angesichts des maroden Zustands der Dachkonstruktion der Kapelle.
Die Stadt Königswinter als Eigentümerin des Baudenkmals hat jahrzehntelang die substantiellen aktenkundigen Bauschäden ignoriert. Trotz wiederholter Hinweise und Anträge durch die Bürger und einer von der Kapellengemeinde beauftragten statischen Einschätzung von Dezember 2022 ist die Stadt ihren Eigentumsverpflichtungen zum Erhalt der Kapelle bisher nicht nachgekommen.
„Aus statischer Sicht kann die Standsicherheit des Dachstuhls der Kapelle inklusive des Glockenturms, aufgrund der vorgefundenen Beschädigungen nicht vollständig gewährleistet werden. Eine kurzfristige Sanierung der Holzkonstruktion mit vorheriger Untersuchung des Schädlingsbefalls ist zwingend erforderlich.
Eine Notabstützung des Dachstuhls ist aus heutiger Sicht nicht erforderlich.
Die Rissbildung in den Außenwänden hat zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Einfluss auf die Standsicherheit des Gebäudes, es werden jedoch weitere Untersuchungen im Bereich der Gründung empfohlen, um mögliche weitere Schäden zu vermeiden. Dies betrifft auch den Sockel der Einfriedung.
Da es zukünftig Baumaßnahmen in unmittelbarer Nähe der historischen Kapelle geben wird, wird ein Beweissicherungsverfahren mit ggf. intervallmäßiger Höhenüberprüfung und Rissmonitoring empfohlen.“
Stellungnahme Ertl Tragwerk GmbH & Co. KG Schäden Kapelle „Mariae Heimsuchung“ vom 11.01.2023
Nachdem die Stadt die Abbruchmaßnahmen angekündigt hatte, teilte der Statiker der Kapellengemeinde bezüglich der nun veränderten Situation Folgendes telefonisch mit:
Wichtig sei weiterhin ein Beweissicherungsverfahren mit intervallmäßigen Höhenmessungen, Rissmonitoring und am besten ein Bodengutachten einer Fachfirma zur Überprüfung der Fundamentsituation. Seiner Einschätzung nach sei im Moment bei ebenerdigem Abbruch noch keine sofortige Notabstützung zwingend erforderlich, das könne sich aber jederzeit (!) ändern, je nach Ergebnis der Messungen und je nachdem, welche weiteren Baumaßnahmen mit Erschütterungen vorgenommen würden (z.B. Spundwände für Tiefgarage etc.).
Telefonische Ergänzung Ertl Tragwerk GmbH & Co. KG nach Ankündigung Abbrucharbeiten Hobshof
Es ist daher von einer Gefahr des Bestandes der Kapelle im neuen Kontext von Abbruch-/ Baumaßnahmen am Hobshof / Projekt Neue Mitte Vinxel auszugehen. Die damit verbundene Beweissicherung durch den Immobilieninvestor an der Kapelle ändere nichts daran, dass die Sanierung des Dachstuhls zwingend erforderlich ist und umgehend erfolgen müsse und nicht erst in 5 Jahren, wie die Stadt Königswinter in Aussicht gestellt hat.
Weitere Unterlagen zur Vertiefung:
Bürgerantrag der Kapellengemeinde bei der Stadt Königswinter
Gutachterliche Stellungnahme Architekt Föde zu notwendigen Sanierungen der Kapelle
Stellungnahme Statiker Ertl Tragwerk
Informationsblatt für die Bürger “Kapelle in Gefahr”