Banner 850 Jahre Vinxel ohne Hobshof und Kapelle?
Die These auf dem Banner an der Kapelle ist gewagt. Daran kann man sich reiben. Ist sie auch wahr?
Fakt ist: Die Abbrucharbeiten am Hobshof sind angekündigt und sollen laut General-Anzeiger Artikel vom 07.03.2023 nun zeitnah, “in wenigen Tagen” starten. Damit geht eine jahrhundertealte Vinxeler Geschichte ihrem Ende entgegen, ausgerechnet im 850. Jubiläumsjahr des Ortes.
Aber wie steht es um die Kapelle? Trotz Bürgerantrag und Unterschriftenaktion passiert am maroden Zustand der Kapelle weiterhin durch die Eigentümerin der Kapelle, der Stadt Königswinter, nichts. Trotz der nun angekündigten Abbruch- und Baumaßnahmen auf dem Hobshofgelände in unmittelbarer Nachbarschaft der denkmalgeschützten Kapelle.
Ist auch die Kapelle gefährdet?
Die Vertreter der Stadt haben sich bei einem Ortstermin am 17.11.2022 geweigert, auf kurzem Dienstweg eine erste Statik-Einschätzung eines Fachmannes einzuholen, was angesichts des Bauzustandes und der Auseinandersetzungshistorie mit der Stadt durchaus angemessen gewesen wäre. Es wurde lediglich der Austausch von defekten Dachschindeln zugesagt. Es wurde ferner empfohlen einen Bürgerantrag mit üblichem Procedere zu stellen, der wenige Tage später auch durch die Kapellengemeinde gestellt wurde. Eine umfassende Sanierung hat die Untere Denkmalbehörde der Stadt Königswinter bei dem Termin vor Ort für in ca. 5 Jahren in Aussicht gestellt, also nach Beendigung der Neubaumaßnahmen auf dem Hobshofgelände.
Die Kapellengemeinde hat daraufhin selbst eine statischen Begutachtung eingeholt (einsehbar hier). Daraus geht hervor, dass keine sofortige Notabstützung der Kapelle erforderlich ist. Diese wurde auch in dem Bürgerantrag so nicht eingefordert. Der Statiker ist jedoch nicht davon ausgegangen, dass äußerst zeitnah Bau- oder Abbruchmaßnahmen stattfinden würden, die bekanntlich via Pressemitteilung am 22.2.2023 überraschenderweise durch die Stadt angekündigt wurden.
Vielmehr rechneten Statiker und Kapellengemeinde damit, dass nach einer ausführlichen Begutachtung durch Fachleute aufgrund der Dringlichkeit kurzfristig, d.h. im Laufe des Jahres 2023, die Ertüchtigung/Sanierung des Dachstuhls vorgenommen würde.
„Aus statischer Sicht kann die Standsicherheit des Dachstuhls der Kapelle inklusive des Glockenturms, aufgrund der vorgefundenen Beschädigungen nicht vollständig gewährleistet werden. Eine kurzfristige Sanierung der Holzkonstruktion mit vorheriger Untersuchung des Schädlingsbefalls ist zwingend erforderlich.
Eine Notabstützung des Dachstuhls ist aus heutiger Sicht nicht erforderlich.
Die Rissbildung in den Außenwänden hat zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Einfluss auf die Standsicherheit des Gebäudes, es werden jedoch weitere Untersuchungen im Bereich der Gründung empfohlen, um mögliche weitere Schäden zu vermeiden. Dies betrifft auch den Sockel der Einfriedung.
Da es zukünftig Baumaßnahmen in unmittelbarer Nähe der historischen Kapelle geben wird, wird ein Beweissicherungsverfahren mit ggf. intervallmäßiger Höhenüberprüfung und Rissmonitoring empfohlen.“
Stellungnahme Ertl Tragwerk GmbH vom 11.02.2023
Nachdem die Stadt nun zeitnah Abbruchmaßnahmen in unmittelbarer Nähe angekündigt hatte, teilte der Statiker der Kapellengemeinde bezüglich der nun veränderten neuen Situation Folgendes telefonisch mit:
Wichtig sei weiterhin ein Beweissicherungsverfahren mit intervallmäßigen Höhenmessungen, Rissmonitoring und am besten ein Bodengutachten einer Fachfirma zur Überprüfung der Fundamentsituation. Seiner Einschätzung nach sei im Moment bei ebenerdigem Abbruch noch keine sofortige Notabstützung zwingend erforderlich, das könne sich aber jederzeit (!) ändern, je nach Ergebnis der Messungen und je nachdem, welche weiteren Baumaßnahmen mit Erschütterungen vorgenommen würden (z.B. Spundwände für Tiefgarage etc.).
Telefonische Ergänzung Ertl Tragwerk GmbH nach Ankündigung der Abbrucharbeiten Hobshof
Laut Statiker ist also durchaus von einer Gefahr des Bestandes der Kapelle im neuen Kontext von Abbruch-/Baumaßnahmen auszugehen. Die Beweissicherung ändere nichts daran, dass die Sanierung des Dachstuhls zwingend erforderlich sei und umgehend erfolgen müsse und nicht nicht erst in einigen Jahren.
Wir hoffen alle, dass die 850 Jahrfeier in Vinxel noch mit Hobshof und Kapelle stattfinden kann!